EnWave ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit einem kleinen Technologiewert spektakuläre Kursgewinne erzielen, diese aber auch wieder einbüßen kann. Nach fünfjähriger zyklischer Talfahrt startete die Aktie 2016 einen neuen Aufwärtstrend.
Eine neue, revolutionäre Technologie
Das Auf- und Ab des Kurses lässt sich anhand der Unternehmenshistorie gut begründen.
EnWave ging um die Jahrtausendwende als Start-up an die Börse, um ein revolutionär neues Verfahren zur Trocknung von Lebens- mitteln und Impfstoffen, das an der Universität von Vancouver entwickelt worden war, zu kommerzialisieren. Nach anfänglicher Skepsis der Investoren verzehnfachte sich, von 2009 bis 2011, in nur zwei Jahren der Aktienkurs – die Anleger realisierten, dass EnWaves Technologie im Praxiseinsatz funktioniert und darüber hinaus Qualitäts- und Kostenvorteile bietet.
Industriepartner für den Test einer neuen Technologie zu finden ist nur der Anfang – aber lässt sich damit auch nachhaltig Geld verdienen? EnWaves Aktienkurs konsolidierte fünf Jahre, bis die- se Frage – mit John Budreski als neuem Unternehmenschef – positiv beantwortet war: Nach den ersten beiden Quartalen mit freien Cashflows explodierte der Kurs. Wir sprachen mit John Budreski am Rande einer Investorenkonferenz.
Ihr Unternehmen besitzt eine patentierte Technologie. Wie kommerzialisieren Sie diese und welche Vorteile hat sie ge- genüber bereits am Markt bestehenden?
EnWave kommerzialisiert die Radiant Energy Vacuum (REVTM) Trocknungstechnologie durch Partnerschaften in der Lebensmit- tel- und Pharmaindustrie. Dieser Prozess hat zwei Hauptphasen. Unternehmen, die ein Interesse an unserer Technologie haben, gehen normalerweise sogenannte Technology Evaluation and License Option Agreements (TELOAs) – Technische Bewertungs- und Lizenzabkommen – mit uns ein. Während der TELOA-Phase arbeitet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit unserem Ser- viceteam für Produktentwicklung in unserer Pilotanlage in Kanada, die REV Anlage kann nach Wunsch auch gemietet werden.
Ist diese erste Phase erfolgreich abgeschlossen, gehen wir mit unseren Partnern typischerweise ein kommerzielles und abgaben- enthaltendes Lizenzabkommen (CLA) ein. Das CLA gibt unserem Partner das exklusive Recht, EnWaves Radiant Energy Vacuum Technologie in einer bestimmten geographischen Region zu nut- zen, um bestimmte Produkte zu verarbeiten. Dies schafft wettbe- werbliche Vorteile im jeweiligen Markt. Das CLA bestimmt ein Mi- nimum an jährlichen Abgabenzahlungen, und es enthält einen Kaufauftrag für EnWave’s Maschinen.
EnWave’s Ziel ist, die Anforderungen unserer Partner und der wechselnden Konsumentennachfrage für nachhaltige, nährstoff- reiche Lebensmittelanwendungen zu erfüllen bei gleichzeitiger Kostenersparnis für verbesserte Margen und höhere Produktions- effizienz. Unsere Technologie beweist, dass hohe Produktqualität und tiefe Verarbeitungskosten sich nicht länger ausschließen.
Die ersten freien Cashflows
EnWave erwirtschaftete die ersten freien Cashflows und den ersten Gewinn in der Unternehmensgeschichte. Was ist für das 4. Quartal zu erwarten? Wie werden Sie zukünftige Ge- winne verwenden, werden Sie eine Dividende bezahlen? Unser Geschäft wächst als Ergebnis unserer gestiegenen Anstren- gungen und Aktivitäten sowie der sich verbreitenden Anwendung unserer disruptiven Technologie. Unsere Unternehmensleitung reiste durch Amerika, Europa, Asien und Australien, traf sich mit Lebensmittelverarbeitern jeder Art. Unsere Auftragspipeline ist auf einem Allzeithoch, aber wir glauben, dass wir die Kapazitäten ha- ben, weitere aussichtsreiche Partnerschaften abzuschließen. Wir
Abwärtstrend gebrochen: Mit der Aktie von EnWave waren 2016 schöne Kursgewinne zu erzielen. Chart: Bigcharts.com
haben kürzlich auch einen erfahrenen Senior Vice President für Business Development angeheuert, der sich um Kunden aus dem Parma-Bereich kümmern soll.
Die Unternehmenszahlen zeigen ganz klar unsere Bemühun- gen, und dies war das zweite Quartal in Folge, in dem ein Betriebs- gewinn erzielt wurde. Wir hoffen, dass dieser Trend weiter anhält. Kurzfristige Gewinne werden reinvestiert. Wenn sich die Finanz- situation weiter verbessert, sehen wir keinen Grund, warum wir nicht eine Dividende zahlen sollten in der Zukunft.
Lizenzzahlungen als Geschäftsmodell
Wo sehen Sie das größte und schnellste Potenzial für Ihre Technologie – in der Lebensmitteltrocknung oder im Phar- ma- und Impfstoffmarkt?
Momentan spielt sich unsere Kommerzialisierung hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie ab. Wir wissen, dass die REV Tech- nologie sehr gut in der Milch verarbeitenden Industrie, bei Fleisch, Früchten, Gemüse, Gewürzen und Kräutern und bei der Massen- getreideverarbeitung anwendbar ist. Die Pharmaseite unseres Geschäfts entwickelt sich sehr gut mit derzeit zwei Partnern. Zum jetzigen Zeitpunkt beschränkt sich dies eher auf Forschung und Entwicklung. Die Pharmaindustrie repräsentiert ein mögliches, sehr lukratives zweites Kommerzialisierungsfeld für REV.
Haben Sie genug in der Kasse, um Ihr Geschäft zu entwickeln und vor allem die Maschinenbestellungen vorzufinanzieren? Momentan haben wir mehr als genug Bargeld. Aber wir hoffen natürlich, noch weit mehr Maschinen zu verkaufen. Dann stellt sich die Frage nach der Finanzierung. Wir würden wir uns über so ein Szenario freuen! Wenn wir in dieses Stadium hineinwachsen, werden wir sehr genau überlegen, ob wir unser Wachstum über Eigenkapital oder Fremdkapital finanzieren.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf bis zehn Jahren?
Wir hoffen, das EnWave in den nächsten fünf bis zehn Jahren weltweit hunderte REV-Maschinen ausgeliefert hat, auf denen nährstoffreiche Lebensmittel und pharmazeutische Anwendungen produziert werden und zwar schnell, effizient und kostengünstig. Wobei überall lizenzabgabenpflichtige Umsätze für EnWave ge- neriert werden. Die EnWave Corporation ist der weltweite Markt- führer im Bereich der Vakuum-Mikrowellentrocknung. Unsere Mis- sion ist es, dass unsere Technologie zum Goldstandard in diesem Bereich wird. Der Cashflow aus diesem Lizenzabgabenportfolio wird dazu eingesetzt, stetige und wachsende Lizenzabgaben- ströme für die EnWave Aktionäre zu erzielen.