Die Welt scheint allmählich aus den Fugen zu geraten. Erst die Pandemie, jetzt – teilweise als unmittelbare Folge davon – eine komplett aus dem Ufer laufende Inflation, gepaart mit der realen Befürchtung einer ordentlichen Rezession und damit die Angst vor einem Schreckgespenst, an dessen Existenz sich nur noch die älteren Semester erinnern können: Stagflation! Wie zuletzt in den 1970er Jahren spielt dabei auch heute ein gewisser Angebotsschock in Verbindung mit einer überbordenden Spirale bei den Energiepreisen eine große Rolle. Höhere Energiepreise lassen die Produktionskosten steigen, weswegen die Produktion verringert wird. Fällt dann gleichzeitig die Nachfrage nicht, steigen die Preise an. In einer gewissen Inflationserwartung führt dies zu einer Lohn-Preis-Spirale, welche die Stagflation weiter füttert. Das Einmaleins der Wirtschaftswissenschaft, so wie es nicht laufen sollte. Oder wie man es nicht machen sollte – so wie die Notenbanken weltweit, die viel zu lange, viel zu viel Geld in die Märkte pumpten, für das es viel zu wenig Gegenwerte gab.
Hinzukommt die Russland-Ukraine-Krise, die vor allem die Energie- und Rohstoffpreise in die Höhe schießen lässt. Nun scheint guter Rat teuer, doch die Lösung liegt so nah: Vermögensabsicherung durch Sachwertanlagen. Immobilien fallen da meist raus, denn die sind ohnehin schon längst heiß gelaufen. Bleibt einmal mehr Gold als Wertaufbewahrungsmittel, dass sich seit Jahrtausenden bewährt hat. Momentan spricht nicht nur vieles, sondern fast alles für Gold. Das haben auch Zentralbanken weltweit erkannt und ihre Goldvorräte zuletzt wieder stark aufgestockt. Noch ist der Ausbruch über die alten Höchststände nicht erfolgt, was interessierte Investoren unbedingt noch nutzen sollten.
Ähnlich beim Palladium: Auch da wurde der alte Höchststand nicht überwunden, allerdings eignet sich eine Anlage in physisches Palladium nur bedingt zum Werterhalt. Denn Palladium ist in erster Linie ein Industriemetall. Es wird zum größten Teil in Katalysatoren von Benzinfahrzeugen eingesetzt, weswegen sich Palladium in den letzten Jahren – durch die Abkehr vom Dieselmotor hin zu Benzin- und Hybridmotoren – rekordverdächtig entwickeln konnte. Immer bessere Katalysatoren verlangen nach immer mehr Palladium, obwohl die Förderung seit Jahren stetig sinkt. Hinzu könnte in den kommenden Monaten und Jahren die Tatsache kommen, dass das sanktionierte Russland bis dato für knapp die Hälfte der weltweiten Palladiumförderung zuständig war. 39% des weltweit geförderten Palladiums stammten 2020 aus russischen Minen, Tendenz steigend, da der (ehemals) große Konkurrent Südafrika immer weniger Palladium an die Erdoberfläche befördert. Es besteht hier die Gefahr, dass dieser große russische Batzen erst einmal für westliche Staaten nicht mehr erreichbar sein wird. Steigende Preise dürften die Folge sein.
Platin ist das einzige, der drei wichtigsten Edelmetalle, das in den letzten Jahren so gar nicht übermäßig gut performen konnte. Die zunehmende Abkehr vom Diesel als Verbrennungsmotor Nummer 1 führte zu einem Nachfragerückgang beim Platin, welches hauptsächlich in Diesel-Katalysatoren eingesetzt wird. Doch die Zukunft sieht vielversprechend aus. Denn Platin wird in absehbarer Zeit verstärkt in Katalysatoren zur Beschleunigung der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff in Brennstoffzellen eingesetzt werden. Dabei geht es vor allem um den massentauglichen Einsatz von Brennstoffzellen in Nutzfahrzeugen, allen voran in LKWs.
Sowohl bei Platin als auch bei Palladium ist in den kommenden Jahren mit einem drastischen Angebotseinbruch zu rechnen, da speziell die wichtigen südafrikanischen Minen ihre Förderung nicht in dem gewohnten Maße aufrechterhalten werden können. Dabei dürften auch anziehende Preise nicht zu einer Besserung beitragen.