In unserer ersten Ausgabe des Edelmetallreports 2024, sprachen wir im April 2024 davon, dass Gold einen neuen Rekordwert um 2.200 US$ je Unze erreichte, der vor einem Jahr noch völlig undenkbar war. Ein gutes halbes Jahr später steht der Goldpreis nochmals um fast 20% höher bei mehr als 2.600 US$ je Unze und es scheint kein Ende in Sicht. Dafür sorgt eine spezielle Gemengelage, die sich in den vergangenen Jahren gebildet hat und Gold nun endlich zu seinem schier unaufhaltbaren Siegeszug verhilft.
Auch beim Silber können wir uns eigentlich nur wiederholen, denn im Vergleich zur letzten Ausgabe dieses Reports hat sich nur eines geändert: Das Angebotsdefizit hat sich nochmals massiv ausgeweitet! Gleich mehrere physikalische Eigenschaften machen Silber zu einem begehrten Leitermaterial, weswegen die Nachfrage aus den (aufkommenden) Boom-Sektoren Elektromobilität, Photovoltaik und 5G-Übertragung zuletzt regelrecht explodierte und die Nachfrage auf ein Allzeithoch katapultierte. Zugleich war die Silberförderung zuletzt rückläufig, was vor allem daran liegt, dass Silber hauptsächlich als Nebenprodukt aus Basismetallminen gewonnen wird und diese Metalle bis vor kurzem preismäßig schwächelten, weswegen viele Minen rückläufige Produktionszahlen vermeldeten. Dies führte in den vergangenen Jahren zu immer höheren Angebotsdefiziten, die 2022 und 2023 Rekordniveaus erreichten und 2024 sehr wahrscheinlich noch höher sein werden.
Bei Platin wird aktuell bereits der Boden für einen neuen Nachfrageschub und gleichzeitig ein sinkendes Angebot bereitet. Die zuletzt deutlich erkennbare Abschwächung der Nachfrage nach E-Fahrzeugen, ein zusätzlich rückläufiges Recycling durch weniger Alt-Fahrzeug-Rückläufer sowie ein Mangel an russischem Platin auf dem Weltmarkt sorgten für eine Stabilität des Platinpreises. Wie die jüngsten Entwicklungen im Platinbereich zeigen, ist die Platinförderung auf dem aktuellen Preisniveau schlichtweg zu teurer, sodass eine Verknappung des Angebots unausweichlich ist. Mittelfristig wird dies dem Sektor ermöglichen, wieder höhere Preisniveaus zu erreichen.
Palladium teilte zuletzt ein ähnliches Schicksal wie Platin – der Preis war rückläufig, er brach von einem Rekordniveau regelrecht ein. Für die kommenden Jahre ist mit einer ausgeglichenen Angebots-Nachfrage-Situation zu rechnen, die bei weiter anhaltenden Konflikten mit Russland zumindest in westlichen Ländern schnell zu einem Angebotsdefizit von großem Ausmaß führen könnte.